Sollten Unternehmen viele Benefits anbieten?


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Je stärker Themen wie „The Great Resignation“ oder „Quiet Quitting” medial gespielt werden, um so mehr kommt das Thema Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung auf die Agenda der Arbeitgeber. Generell ist das gut so. Allerdings stellt sich die Frage, ob dabei Benefits tatsächlich eine zentrale Rolle spielen.

Was genau sind Benefits überhaupt?

Von Benefits oder auch Corporate Benefits sprechen wir -vereinfacht gesagt- bei Zusatzleistungen für Mitarbeitende, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen. Sie sollen dabei extrinsisch motivierend wirken.

Die Betonung liegt dabei auf dem Begriff „Zusatz“(leistungen). Denn Benefits ergänzen die Gehaltszahlungen um weitere Extras. Es können aber auch positive Rahmenbedingungen im Arbeitsverhältnis sein. Der Begriff wird in der Praxis nicht eindeutig verwendet.

Typischerweise sind Benefits Leistungen, die den Betrag beim steuerfreien Sachbezug weitgehend ausreizen. Alleine dabei sind die Möglichkeiten unüberschaubar zahlreich.

Sind mehr Benefits immer besser?

Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass mehr Benefits erst einmal mehr Positives bewirken in Punkto Motivation und Mitarbeiterbindung. Das stimmt allerdings so nicht!

Insbesondere müssen die Benefits in den Gesamtkontext eingeordnet werden. Dabei spielen vor allem die Basics -genannt Hygienefaktoren- eine wesentliche Rolle.

Denn als Hygienefaktoren gelten alle Entgeltbestandteile und Rahmenbedingungen, die in jedem Fall erwartet werden als Basis-Leistung. Deren Fehlen mit einer möglichst hohen Anzahl an weiteren Benefits ausgleichen zu wollen, dürfte schwierig werden.

Ein Beispiel: Besteht keine Möglichkeit für flexible Arbeitszeiten oder remote work, ist das Gehalt deutlich unterdurchschnittlich oder die IT-Ausstattung komplett veraltet, dürfte auch eine Menge an Geschenkgutscheinen, kostenfreien Getränken oder auch ein Weiterbildungsbudget die Gesamtzufriedenheit nicht maßgeblich erhöhen.

Benefits zwischen Ansporn und Wunsch nach noch mehr

Zudem sollten Arbeitgeber darauf achten, bei den Benefits „nicht über´s Ziel hinauszuschießen“. Denn immer mehr und mehr anzubieten, macht die Menschen ab einem gewissen Punkt nicht wirklich glücklicher. Dafür aber anspruchsvoller und teilweise sogar unzufriedener, weil der Arbeitgeber ja aus ihrer Sicht gerne noch mehr Benefits bieten könnte.

Wie so oft kommt es auf das richtige Maß an.

Ein paar wichtige Tipps dazu

Meine abschließenden Tipps zum Umgang mit Benefits:

  1. Zuerst die Hygienefaktoren und Basics optimieren
  2. Zielgruppenspezifische Benefits identifizieren
  3. Die größten Hebel mit Passung zur Arbeitgebermarke nutzen
  4. Nicht übertreiben und Luft nach oben lassen.

Welche Erfahrungen habt Ihr mit Mitarbeiterbenefits in Eurem Unternehmen gemacht?


14 Antworten

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Guten Morgen @Persoblogger Stefan Scheller ,

ich habe bei den Benefit-Programmen bisher 4 Punkte eklatant wahrgenommen:

  1. Heutige Benefits sind morgen eine Selbstverständlichkeit
  2. Ergo: Wenn es alle anbieten, sind es keine Benefits mehr, sondern siehe Punkt 1
  3. Bewerbende fragen gezielt nach Benefits, was bedeutet dass es bei der Arbeitgeberauswahl eine enorme Rolle spielt (ganz vorne Remotework, Workations, Weiterbildungen)
  4. Benefits sollten, wie der Name impliziert als „Sahnehäubchen“ obenauf platziert werden, werden aber oftmals als Füllmasse der fehlenden Hygienefaktoren verwendet

Deinen Punkt bzgl der Einordnung im Gesamtkontext finde ich sehr wichtig und deckt sich mit der allgemeinen Stimmung von Arbeitnehmenden/Bewerbenden. 

Liebe Grüße,

Sarah

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Guten Morgen @saja ,

vielen Dank für Deine wichtigen Ergänzungen und Beobachtungen.

Die Erwartungshaltung wird auf allen Seiten immer höher - trotzdem, oder gerade deswegen, gilt es aber mit Bedacht abzuwägen. Ein solcher “Wettlauf” zwischen den Arbeitgebern kann schnell für das einzelne Unternehmen in einer Übertaktung enden.

Komm gut ins Wochenende!

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Sehr interessanter Artikel, @Persoblogger Stefan Scheller , vor allem, da ich genau daran arbeite, also bei einem Arbeitgeber, der schon einiges hat, aber eben noch mehr machen möchte.

Aber ich will nicht, dass es inflationär wahrgenommen wird und mache es daher Schritt für Schritt.

Aber drum herum kommen wir nicht, will ich auch nicht. Es soll jedoch auch nicht verpuffen oder schnell zur Selbstverständlichkeit werden. 

Beste Grüße

Dash

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Hallo in die Runde!

Ein sehr interessantes und häufig diskutiertes Thema. Einige Benefits, wie z.B. Mobiles Arbeiten, haben sich in vielen Branchen bereits zu den Basics verschoben. 

Die wesentliche Frage ist immer wieder, wie bewahrt man seinen Benefits das Sahnehäubchen-Feeling? Wie behält man bei Mitarbeitenden das Bewusstsein, dass alte Benefits auch zukünftig als solche wahrgenommen und nicht selbstverständlich werden?  

Vielleicht hat auf diesem Gebiet schon jemand Erfahrungen sammeln können?

Viele Grüße

Michaela 

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Hallo @Michaela B. ,

Deine Fragen sind berechtigt. Um ehrlich zu sein, gewöhnen sich Menschen schnell an Dinge, die sie haben oder erhalten. Da hilft auch nicht der dauernde Hinweis, dass es nur ein Sahnehäubchen ist. Der Gewöhnungseffekt setzt aus meiner Sicht IMMER ein. Je länger die Leistung bereitgestellt wurde, um so stärker. Daher mein unbedingter Tipp: richtig dosieren und lieber in Stufen “eine Schippe” drauflegen als gleich die “Latte richtig hoch zu legen”.

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Guten Morgen,

da stimme ich Stefan voll zu, die Dosis macht es.

Ist manchmal auch schwierig, denn man verkündet ja gerne Gutes, aber das kann halt auch echt verpuffen, wenn ständig was kommt und dann auf einmal nichts mehr.

Ich komme mir hier schon wie die “Werbetrommel” für diese Sachbezugskarten vor, aber ich mag die, denn es ist eben nicht eine einmalige Gehaltserhöhung, die dann auf dem “Lohnzettel” völlig untergeht, sondern jeden Monat bekommt man eine Karte beladen und kann sie dann -sofern man will- monatlich benutzen und hat diese Leistung des AG irgendwie deutlich präsenter in der Wahrnehmung, als eine Zahl auf dem Konto.

Beste Grüße

Dash 

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Guten Morgen,

ich kann mich nur anschließen, in der heutigen Zeit werden viele Benefits als Standard und been nicht mehr als Sahnehäubchen gesehen. Dies darf zwischendurch auch ab und zu aufgezeigt werden. Ich finde es zum Beispiel sehr schön, wenn New Hires bei uns starten und tatsächlich in der  Küche in Gesprächen mit Kolleg:innen Dinge herausstellen, die das Arbeiten angenehmer machen, jedoch nicht selbstverständlich sind. Benefits (freie Getränke, Eis, Obst, mtl. Frühstück oder BBQ etc) die von Mitarbeitenden, die schon länger im Unternehmen sind, als normal angesehen werden. Hilfreich war für uns auch, dass wir einen Ausflug zu unserem Mutterkonzern gemacht haben, wo es all das eben nicht gab. Dies hat den Mitarbeitenden die Augen geöffnet.

Darüberhinaus darf immer mal wieder überprüft werden, ob die Benefits  die vielleicht “damals” gut waren, immer noch diesen Effekt haben oder ob sie ggf ausgetauscht werden dürfen.

Beste Grüße,

Nicole

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Darüberhinaus darf immer mal wieder überprüft werden, ob die Benefits  die vielleicht “damals” gut waren, immer noch diesen Effekt haben oder ob sie ggf ausgetauscht werden dürfen.

Prinzipiell kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen. Aktuell hadere ich bei uns extrem mit diesem Punkt von Nicole. Wir haben einen Benefit der letztendlich bares Geld ist, aber jetzt im Rahmen von mobile Office einfach so unflexibel anpassbar ist und uns auch vor sozialversicherungsrechtliche Herausforderungen stellt. Aber weil es sich eben so einschleicht, dass es als selbstverständlich wahrgenommen wird, tun wir uns extrem schwer diesen durch einen flexibleren Benefit auszutauschen. Insbesondere für diejenigen, die nicht von mobile Office profitieren, wäre die Abschaffung dieses Benefits ein Verlust. 

Daher bin ich aktuell am überlegen etwas in die Richtung “Cafeteria-Modell” aufzusetzen. Jeder hat Budget X und kann sich daraus das beste für sich raussuchen. Aber es gäbe immer on top noch Benefits die für alle gleich sind (AfterWork, Obst, Kaffe, Unfallversicherung, ...), welche nimmt man dann noch in das Modell mit auf? Außerdem ist das ein enormer administrativer Aufwand. Vielleicht macht ja jemand von euch etwas in die Art und kann berichten?

LG, Elena

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Guten Morgen @Elena,

das von Dir besagte “Cafeteria-Modell” ist tatsächlich eine gute Möglichkeit, die immer individueller werdenden Wünsche und Bedarfe der Beschäftigten im Bereich Benefits aufzufangen. Vermutlich müsst Ihr Euch dann aber gut überlegen, nach welchen Kriterien wer wie viel Budget erhält. Denn auf dieser Ebene sind dann natürlich alle maximal vergleichbar - anders als das heute der Fall ist.

Aber vermutlich lässt sich auch das im Sinne aller lösen.

Einen guten Start ins Wochenende!

 

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Ich finde Benefits momentan sehr wichtig im aktuellen Arbeitsmarkt. Allerdings dürfen diese, wie ihr schon festgestellt hattet, nicht zur Selbstverständlichkeit werden.

 

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Hallo liebe personio community,

ich habe generell nochmal eine Frage zum Thema Benefits. Es gibt natürlich diverse Anbieter wie Lunchit, spendit, sodexo etc. die Benefits anbieten, die einen Steuervorteil für Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit sich bringen. Eine generelle Frage, die sich mir hier diesbezüglich stellt, ist, warum man für solch einen Steuervorteil überhaupt noch ein weiteres Tool / Drittanbieter benötigt. Man könnte beispielsweise ja auch einfach eine steuerfreie Internetpauschale in Höhe von monatlich 50 Euro für alle Mitarbeitenden anbieten, hat das gleiche “Ergebnis”, aber weniger Aufwand und keine Zusatzkosten für ein Tool. Mich interessiert, ob ihr denkt, dass es bezüglich der Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeitenden besser “ziehen” würde, wenn man hier ein Tool oder einen Drittanbieter integriert, der verschieden Möglichkeiten für Steuervorteile anbietet. Wie ist hier eure Einschätzung oder Erfahrung? Welche Benefits bietet ihr an, die am meisten Zuspruch von Mitarbeitenden erhalten haben?

Viele Grüße, Marie

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Hallo liebe personio community,

ich habe generell nochmal eine Frage zum Thema Benefits. Es gibt natürlich diverse Anbieter wie Lunchit, spendit, sodexo etc. die Benefits anbieten, die einen Steuervorteil für Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit sich bringen. Eine generelle Frage, die sich mir hier diesbezüglich stellt, ist, warum man für solch einen Steuervorteil überhaupt noch ein weiteres Tool / Drittanbieter benötigt. Man könnte beispielsweise ja auch einfach eine steuerfreie Internetpauschale in Höhe von monatlich 50 Euro für alle Mitarbeitenden anbieten, hat das gleiche “Ergebnis”, aber weniger Aufwand und keine Zusatzkosten für ein Tool. Mich interessiert, ob ihr denkt, dass es bezüglich der Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeitenden besser “ziehen” würde, wenn man hier ein Tool oder einen Drittanbieter integriert, der verschieden Möglichkeiten für Steuervorteile anbietet. Wie ist hier eure Einschätzung oder Erfahrung?

Viele Grüße, Marie

wir haben die 50€ Internetpauschale schon, aber das zählt für die meisten schon fast nicht mehr als Benefit. Bei uns wird die Unterstützung bei den Fahrkosten sehr gut angenommen

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Liebe @Marie_fin 

eine super Frage, die ich mir auch schon manchmal gestellt habe.

Die einfache Antwort lautet: Je passgenauer ein Benefit von einer Person wahrgenommen wird, um so wirksamer ist er (Begeisterung steigt). Umgekehrt sind rein monetäre Zahlungen irgendwann nicht mehr in der Lage, eine solche Begeisterung auszulösen (Sättigung). Es gibt sogar Studien, die  belegen, dass ab einem gewissen Gehaltslevel zusätzliche Zahlungen nahezu keinen Effekt mehr auf Zufriedenheit und Motivation haben. 

Zuletzt: Menschen wollen oft selbst entscheiden, welchen Benefit sie am liebsten hätten.

Viele Grüße

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Hallo @Marie_fin ,

die Karten können in der Regel auch alles anbieten, also du kannst darüber den Internetzuschuss und den “alten 44-EUR-Sachbezug” abwickeln. Auch Urlaubsbeihilfe zum Beispiel.

Also die Spendit hat bei uns super funktioniert und die Nutzung ist total unterschiedlich. Die meisten nutzen sie zum tanken oder einkaufen, aber das ja auch unterschiedlich wo, je nachdem, wie es eben passt. Andere nutzen es eher als VL oder zumindest sparen für eine größere Anschaffung, als die 50,- EUR im Alltag einfach untergehen zu lassen.

Beste Grüße

Dash

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