Betriebliches Gesundheitsmanagement, kurz BGM, begleitet uns HR-Menschen schon eine ganze Weile. Der zugegebenermaßen eh schon wenig „sexy“ Begriff hat seit einiger Zeit ein paar zusätzliche Konkretisierungen erhalten. Neben der „Gefährdungsbeurteilung“ (was für ein schreckliches Wort!) mit Blick auf psychische Belastungen, geistert vor allem der englische Begriff „mental health“ durch die Medien.
Spätestens die Corona-Pandemie mit einer Mehrzahl von Beschäftigten in remote Arbeitssituationen, zunehmender Entgrenzung und einem oft deutlich gesteigerten Arbeitsvolumen an digitalen Geräten, hat dafür gesorgt, dass die meisten Personalabteilungen sich mit dem Thema Mental Health befassen. Während vor der Pandemie HR vor allem Krankheitsstatistiken sowie Wiedereingliederungsgespräche geführt hat, rückt Prävention und Gesundhaltung jetzt stärker in den Fokus.
Der Markt bietet dabei eine Vielzahl spannender Lösungen, um die Gesundheit der Mitarbeitenden zu verbessern beziehungsweise zu erhalten. Aber Plattformen und Tools sind nur ein Teil der Lösung. Es beginnt wie so oft mit der richtigen Haltung.
Mit diesen drei Praxistipps kannst Du als Arbeitgeber starten:
- Sorge für eine konsequente Einhaltung von Urlauben und Ruhezeiten
Was erst einmal banal klingt, ist in der Praxis längst nicht mehr der Standardfall. Gerade im mobilen Zeitalter und einer digitalen Dauererreichbarkeit ist die Verlockung auch im Urlaub zum geschäftlichen Smartphone zu greifen oder sich „mal schnell“ in den betrieblichen Mail-Account einzuwählen groß. Gebt stattdessen Euren Mitarbeitenden das beruhigende Gefühl, dass es absolut gewollt ist, während dieser Phase komplett abzuschalten.
Ich selbst erkenne WIRKLICHE Erholung meist daran, wenn ich nach dem Urlaub mein Rechner-Passwort vergessen habe, das ich sonst mehrmals pro Tag eingebe.
- Etabliert eine körperlich-aktive Unternehmenskultur
Wir Wissensarbeiter sitzen deutlich zu viel. Und leider hat nicht jedes Unternehmen höhenverstellbare Schreibtische oder ähnlich hoch-ergonomische Ausstattung. Trotzdem ist es möglich, Bewegung (während der Arbeit) als Teil der Unternehmenskultur zu pflegen. Beginnend mit gemeinsamen Laufrunden am Morgen oder Abend, gemeinsamer sportlicher Betätigung in der Mittagspause oder auch Meetings, die als „Walk-and-Talk“ beim gemeinsamen Spazierengehen abgehalten werde, ist die Bandbreite groß.
Ebenso könnt Ihr Radfahr-Aktionen oder Challenges sowie Aktionstage nutzen, um klarzustellen, dass Bewegung und Sport keine Ablenkung von der Arbeit sind, sondern bewusste und gewollte Gesundhaltung. Habt Ihr die Möglichkeit von Outdoor-Aktivitäten, weg von digitalen Geräten, ist das natürlich um so besser.
Und auch wenn Dir der Zusammenhang bisher nicht so bewusst war: Körperliche Aktivität stärkt auch den Geist und wirkt sich positiv auf die Psyche aus. Zumindest wenn Ihr nicht sofort in einen Wettkampf- oder Leistungssport-Modus verfallt.
- Kommuniziert deutlich mehr nichtfachlich
Wir Menschen brauchen Kommunikation, möchten Eingebundenheit in eine soziale Gemeinschaft spüren. Dazu braucht es Kommunikation. Viel (mehr) Kommunikation. Allerdings nicht nur fachlicher Art. Denn meist sind es gerade die nicht-fachlichen Unterhaltungen, die am Ende dazu führen, dass zwischenmenschliche Verbindungen entstehen, Netzwerke – oder aus Unternehmenssicht positiv formuliert „kurze Dienstwege“.
Auch solltet Ihr niemals das Thema „gegenseitiges Vertrauen“ unterschätzen. Denn offene und ehrliche Kommunikation stärkt die Sicherheit im Umgang miteinander. Kolleginnen und Kollegen sowie Führungskräfte werden einschätzbar. Das reduziert Stressoren deutlich. – Dann ist es auch deutlich leichter sich wieder zu vertragen, wenn doch mal „die Fetzen fliegen“.
Machet also aus dem Thema „Mentale Gesundheit“ keine Raketenwissenschaft. Fangt klein, aber konsequent an. Noch heute!
Welche Maßnahmen stehen bei Euch zum Thema mentale Gesundheit als Arbeitgeber schon auf dem Programm?